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  • AutorenbildMarie-Louise

1/3 in the US


Alrighty, vier Monate sind vergangen und mein Blog hat einen kurzen Winterschlaf überlebt. Seit Thanksgiving, meinem letzten Eintrag, hat sich so einiges getan und ich bring euch jetzt up to date.

Weihnachten

Viele Au Pairs beschrieben mir Weihnachten als "die schlimmste Zeit des Jahres". Eine Phase geprägt von Heimweh und Traurigkeit.

Nun ja, ich will mich jetzt nicht als kaltherzig darstellen, aber zu Weihnachten gings mir blendend. Meine Gastfamilie war zuckersüß. Wir 5 trugen matching PJ's, ich hab eine Weihnachtssocke bekommen und ein paare kleine Geschenke (letzteres war überraschend).

Bitte nicht falsch verstehen. Meine Familie ist mir wichtig und ich hätte nichts dagegen gehabt alle wieder zu sehen und zu knuddeln (besonders Buz), aber die mir vorhergesagte Horrorshow blieb aus. Möglicherweise liegt es daran, dass wir Zuhause zwar Weihnachten feiern aber kaum Traditionen verfolgen. Oder, dass ich hier in den Staaten lange nicht in Weihnachtsstimmung war, da der Schnee erstmal ausblieb (er ist aber dann doch früher gekommen als mir lieb ist) und ich keine Chance auf Weihnachtspunsch gehabt habe.

Unser Christmas Eve war auch schön. Meine Gasteltern haben gekocht, die Kinder den Tisch gedeckt und ich hab gegessen. Am 25. in der Früh hat sich Santa durch den Schornstein geplagt, Geschenke in den Socken platziert und sich mit ein paar Cookies im Gepäck wieder verabschiedet. Ich weiß nicht ob alle amerikanischen Familien das so machen, aber bei uns hat "Santa" nur die Geschenke für den Stocking gebracht. Alles weitere, zB unter dem Weihnachtsbaum, war gesponsert von den Eltern, Großeltern und dem unglaublich netten Au Pair. Das wissen die Kinder auch. Dass sie mit einer Halbwahrheit leben interessiert die Kleinen jetzt nicht sonderhaft, wird ihnen aber in den nächsten Jahren helfen, die non-existenz des Weihnachtsmanns zu verkraften.

Nach 4 Stunden Geschenkspapiermassaker, hat sich die ganze Truppe zum Beachhouse verfrachtet und wir haben einen wirklich schönen Strandspaziergang gemacht - mein erstes Weihnachten am Strand!!!! Die Kids waren nach einigen Stunden nicht mehr so begeistert wie ich und wir sind zurück nach Hause um einen Nap mit anschließendem Abendessen zu machen.

Dass der 26. Dezember den Amerikanern herzlich egal ist, haben wir europäischen Au Pairs schneller verstanden als gewollt. Ein Highlight gabs aber doch. Da ich ursprünglich mein Auslandsjahr in Seattle, Washington verbracht hätte, hab ich damals versucht mit Anderen Kontakt zu knüpfen. Ich war zwar nicht sonderlich erfolgreich, aber zwei Leute hab trotzdem kennengelernt. Einer davon war Phillip (Hallo falls du das liest!!!!). Da es aber bei seiner, sowie bei meiner, Gasfamilie Probleme gab, haben wir uns beide eine neue Familie in den USA suchen müssen. Diese Geschichte ist für mich wahrscheinlich spannender als für jeden Leser aber am 26. haben wir uns dann in Boston getroffen. :)

Um meine doch-nicht-so-traumatische Weihnachtserfahrung abzuschließen, ich hab's wirklich genossen eine andere Kultur an Weihnachten zu erleben. Aber damit ich nicht ganz so herzlos wirke, ermögliche euch nun wieder einen Einblick in meine dunkle Seele: ich wär, besonders am 25.12, gern bei meinem Papa gewesen. Während ich hier bin, gibt’s Zuhause in Österreich viele Ereignisse die ich verpasse. Über manche bin ich, ehrlich gesagt, ganz froh, über andere eher weniger. Und am 25. war sein runder Geburtstag. Im letzten Februar habe ich für meine Mama was ganz Besonderes auf die Beine gestellt und das hätt ich jetzt auch unglaublich gern für ihn gemacht. Padre, nächstes Jahr werd ich dich mit Kitsch überschütten!!! Bis dahin hoff ich, dass Raphael dir mehr als seine Liebe geschenkt hat. Gilt auch für dich, Lisl. (aber ohne Raphaels Liebe)

Die Routine als Au Pair und das Leben in der Kleinstadt

Ach Amerika. Ich weiß nicht ganz was ich von dir halten soll.

An mein Kleinstadtleben hab ich mich schon ziemlich gewöhnt und um ehrlich zu sein, es ist ganz nett die meisten Leute zu kennen. Manchmal etwas fade und eintönig. Was mitunter das Gefühl vermittelt jemand hätte auf die Repeat-Taste gedrückt. Wenn ich hier in NBPT bin, wird so ziemlich jeden Tag dasselbe Schema verfolgt. Montag bis Freitag könnte ich die Tage durch die Luft jonglieren, mich drei Mal in Kreis drehen und der Ablauf wäre immer noch derselbe. Anfangs hab ich das als sehr entspannend empfunden. Nicht denken. Alles läuft wie am Schnürchen. Ich musste mir keine Sorgen machen. Aber nach mehr als 100 Tagen würde ich alles tun um nur ein bisschen herausgefordert zu werden. Um gestresst zu sein, Projekte zu haben oder einfach nur mehr als $4/ Stunde zu verdienen. Gott, einfach nur den Kopf benutzen. Nichts davon ist möglich, da es entweder teuer ist, mit den Kindern keine Notwendigkeit darstellt oder von meinem J1 Visa verboten wird. Seit ich hier bin hab ich so viel Zeit, dass ich bis zum jetzigen Punkt alle Folgen der Serien Frieds, Reign, You, Shameless, Suits und Grace & Frankie in einem schnelleren Tempo durchgeschaut hab als es mir möglich ist, meinen kompletten Namen auszuschreiben. Nichtsdestotrotz bekomm ich täglich 8h schlaf, hab Kontakt zu meiner Familie und bin mehr als hygienisch unterwegs. Ich gehe sogar soweit, mich selbst als Kokosnussöl-Haarmasken-Meisterin und DIY Seifen+Shampoo Herstellerin zu bezeichnen. Achja und gebacken wird auch fleißig. Vom Gugelhupf über Vanilliekrapfen bis zum Apfelstrudel.

Falls jemand meine Freundin Lena kennt, der weiß wahrscheinlich, dass sie ziemlich pingelig beim Thema Essen ist. Aber nichts gegen meine 2 Kids. "We don't eat that in NBPT." Ah wie ich durchdrehen könnte. Der Fakt, dass ich meine super Eiernockerl gemacht hab interessiert, vor allem die Große, genau Nüsse. Es fällt mir leichter sie mit der "giftigen-ausländischen Nahrung" zu füttern, wenn meine Gasteltern nicht Zuhause sind. Denn manchmal quengeln Kindern, schreien oder flippen einfach mal kurz aus, völlig normal. Jedoch wenn Eltern im Hause sind wir das Ganze noch etwas unangenehmer. Normalerweise mach ich meinen 2 Kindern klar, dass das Essen am Tisch das Einzige ist was es zu Abend gibt. Daraufhin sind sie kurzzeitig nicht wirklich erfreut. Man lasse die "Motz-Konzerte" beginnen. In den meisten Fällen lässt mich das relativ kalt. Denn es ist nicht so, dass ihnen das Essen nicht schmeckt, sie sind einfach nur unglaublich wählerisch. Da ich darauf aber nicht für weitere 8 Monate Lust hab, gibt es 3 Methoden die ich anwende sobald Exoten serviert werden. 1) Ich verdeutliche ihnen, dass es sonst nichts Anderes gibt und teilweise heb ich dann den Teller an um ihnen zu verdeutlich, dass es jederzeit auch weg sein kann 2) "MOMS told me to cook that". Dann kann ich die Schuld von mir schieben und sobald Mom etwas sagt ist es sofort goldwert. 3) Ich behaupte es sei etwas Anderes. Eiernockerl sind Noodles zB. Nichts bekommt den österreischen Namen bis sie es probiert haben. Was ich zurzeit am meisten serviere sind Lügen. Aber ist das eigentlich okay?

"Lügen tut man nicht"

Das ist doch was jedem Kind seit Tag 1 verdeutlicht wird. Niemals lügen und falls doch wirst du bestraft. Wir Erwachsenen tun das aber doch ständig. Wie weit kann man gehen um die Lügen als akzeptabel zu deklarieren?

Ich will ehrlich gesagt gar nicht zählen, wie oft am Tag ich meinen Kindern ins Gesicht lüge. Wie würde sich ein Kind entwickeln, wenn man immer ehrlich zu ihm ist? Einfache Fragen wie "Gefällt dir das Bild das ich gemalt habe?” oder "Wann kommt Mama nach Hause?". Im Null Komma nichts könnte ich die Mundwinkel der Kleinen in Grund und Boden sausen lassen.

Ich weiß, dass es in gewisser Maßen das Selbstbewusstsein der Kinder fördert und die motiviert, aber Ehrlichkeit wird doch immer so gepriesen.

Fallbeispiel: Eine Freundin hier in den Staaten ist auch Au Pair und ihr Kind hat ihr Sprungfiguren im Pool vorgeführt, auf welche sie die Noten 1-10 erhalten wollte. Meine Freundin hat ihr ganz ehrlich mal eine 2 oder eine 6 gegeben. Die danebensitzende Mutter war entsetzt. "Diese Benotung ist aber schon etwas hart, findest du nicht?!"

Also was nun? Genau jene Eltern die uns die Anweisung geben ehrlich zu sein, bestehen im selben Atemzug darauf "nicht ganz so ehrlich" zu sein. Ich bin der Lügenbaron und bekomm dafür sogar noch Geld. Aber ist das Richtig so?

Erwachsen sein

Ja, das hab ich auch noch nicht ganz herausgefunden wie das hier in den Staaten funktionieren soll. Das einzige was mich hier als Erwachsen ansieht sind die Steuergesetzte.

Ich bin alt genug um ein Auto zu fahren, Waffen zu besitzen und die Verantwortung über Kinder zu haben. Jedoch wird es mir strengstens untersagt zu rauchen, Alkohol zu trinken oder dem Casino einen Besuch zu leisten. Achja, dem Militär dürfte ich auch schon beitreten. Es ist schon skurril. Im Gegensatz zu Österreich fühle ich mich hier keineswegs erwachsen. Eigenständig bin ich, ja. Aber das war auch schon mit 15 der Fall. Nach vier Monaten hab ich zwar ein paar Tricks, ändert aber nicht die, mehr als dämliche, Gesetzeslage.

Was ich noch als Erwachsen definiere ist es, einen Job oder zwei zu haben. Und, oh Gott, was würd ich dafür tun hier einen zweiten Job haben zu dürfen. Es gibt keine legale Möglichkeit um nebenbei Geld zu verdienen. Was wahrscheinlich nur vermeiden soll überarbeitet zu werden, jedoch denke ich schon, dass ich in der Lage bin das selbst einzuschätzen. Ich vermiss meine Jobs in Österreich, besonders die Arbeit in der VKB.

​​Das ist der Status Quo vier Monate nach meiner Ausreise. Ich hab bis jetzt ganz gute Arbeit beim Thema Reisen geleistet. 10 Staaten bzw 20% der USA wurden schon von mir besucht. (Arizona, Conneticut, Florida, Kalifornien, Massachusetts, Nevada, New Hamsphire, New Jersey, New York und Rhode Island)

Mein Plan ist es, die ganze Ostküste bis zum Beginn des Frühlings abzuklappern. Vieles ist mir mit dem Auto möglich aber teilweise muss auch geflogen werden. Und an jene die mir die "günstigen Flüge" in Amerika ans Herz gelegt haben: WIESO HABT IHR MICH SO KALTHERZIG ANGELOGEN???? Die Flüge hier sind teuer. Meine Erwartungen waren hoch, wirklich hoch. Ich wollte Flüge finden die billiger als RyanAir Angebote sind- das Problem ist nur, dass es das hier nicht gibt. Nicht mal ansatzweise. Da wir auch ein quasi non-existentes Zugsystem haben, werd ich mich mit stundenlangen Busfahrten anfreunden müssen.

Jedenfalls, welcome to my world. Der gesamte Blogpost ist die Antwort dich ich geben möchte, wenn mich jemand fragt wie's mir geht. Meine Antwort ist aber "Mir geht's gut, danke. Endlich wirds wärmer. Die -27°C waren nicht lustig." Denn es ist einfacher und kürzer.

So, da ich mich jetzt genug beschwert habe, will ich noch erwähnen, dass ich wirklich glücklich bin. Ich hab tolle Freunde gefunden die ich wirklich super gern hab. Es hat auch ein Wiedersehen mit meiner Cousine gegeben (kommt in einem anderen Eintrag) und meine Gastkinder und ich verstehen uns besser denn je.

Falls es jemand bis ans Ende des Posts geschafft hat, danke!


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