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  • AutorenbildMarie-Louise

Wären es doch nur die Freshman 15 - Woche 1


Seit einer Woche lebe ich nun in der schnuckeligen amerikanischen Kleinstadt, kümmere mich um 2 Kinder und bin dabei Anschluss zu finden.

Meine ersten sieben Tage waren intensiv. Angekommen in der neuen Familie hab ich noch das vorherige Au Pair getroffenen. Nach einer Hausführung bin ich in meinem Zimmer gelandet. Welches bis gestern noch jemand anderes bezogen hat.

In meinen vorherigen Post hab ich geschrieben, dass jeder in gewisser Weise ersetzbar ist und das trifft auch hier zu.

Bei meinem ersten Au Pair Meeting bin ich oft gefragt worden: "Und wen ersetzt du?" / "Statt wem bist du jetzt hier?" / "Bist du das Replacement?" - das war erstmals gewöhnungsbedürftig aber so ist das hier. Man ist für ein Jahr in der Familie, in dem Freundeskreis, in der Stadt und dann ändert sich alles wieder. Au Pair sein, heißt ständige Veränderung. Zuallererst kommt man in eine komplett fremde Stadt, zu einer Familie die man von einigen Skype Telefonaten kennt. Danach trifft man andere Au Pairs welche in jeweils unterschiedlichen Abständen wieder nach Hause, zu ihrem alten Leben, fahren. Einige sind schon 8 Monaten hier, andere seit 3 Wochen. Es ist ein ständiger Wechsel welcher mir jetzt schon gelehrt hat, alles was hier passiert zu schätzen. Sich die freie Zeit so einzuteilen, dass jede Minute genossen wird.

Ich hab wirklich großes Glück gehabt. Die anderen Au Pairs sind super. Manche klettern, die anderen lieben Kaffee und wieder andere sind vom Einkaufen und Reisen begeistert.

Grundsätzlich glaub ich trotzdem, dass jede/r hier Anschluss sucht. Keiner will "alleine enden". Zu Beginn gestaltet sich das alles wie Speed Dating. Viele Namen, viele Gesichter und viel zu viele Informationen. Addiert mit all den anderen Infos die auf einem in der ersten Woche einprasseln ist das eine Menge zu verarbeiten. Aber es ist die Sache einhundert Mal wert.

Um auf mein Glück zurückzukommen: Wenn ich Leute das erste Mal in einer relativ großen Gruppe treffe, bin ich super ruhig und beobachte erstmal. In meinen Kopf schwirrt der Gedanke, erst alles zu analysieren bevor ich mich komplett blamiere. In Österreich hat das immer ganz gut funktioniert, da meistens ein Weinglas in der Nähe war. In den USA gestaltet sich das dann doch komplizierter mit meinen Baby - 19.

Mein Status Quo war also, dass ich neu in einer Stadt bin, niemanden kenne und trotzdem einen guten Eindruck machen sollte. Die die mich kennen, wissen, dass mein Bruder eher der Lustige ist- ich bin zwar ganz amüsant wenn ich mich mit meinem guten Freund Mr. Vino treffe aber ansonsten überwiegt eher mein Sarkasmus als Humor.

Aber aus welchem Grund auch immer, hat es funktioniert. Ich hab mich mit einigen angefreundet und sogar schon einen Trip geplant.

Also waren meine Sorgen unbegründet. Hätte mir das mal wer davor gesagt.

Ähnlich war es mit meiner Gastfamilie. Wir hatten 5 Skype Telefonate und hin und wieder Kontakt via Mail. Dass wir uns nicht blind kannten muss ich wahrscheinlich nicht erwähnen. Umso gespannter war ich auf das erste Zusammentreffen. Von der Bussation hat mich mein Gastvater abgeholt. Die anderen haben Zuhause auf mich gewartet. Ein Plakat hab ich nicht bekommen, aber dafür amerikanische Snacks. Und die besten Cookies der Welt!!!

Das fünfjähriger Mädchen hat schon in der Tür auf mich gewartet und begann zu quietschen in der Sekunde in welcher ich aus dem Auto gestiegen bin. Mein Dreijähriger war da etwas zurückhaltender. Das war mit Sicherheit ziemlich viel für ihn. Wer kann ihm das schon verübeln - ich, als totale Fremde, wohne jetzt in seinem Haus und es wird von ihm erwartet mich zu mögen.

Aber die Schüchternheit hat sich schnell gelegt und schon am gleichen Abend ist meine geliebte (!!!!!!!) Kamera von ihm beschlagnahmt worden. Seiner Karriere als Neu-Fotograf verdanke ich jetzt ungefähr 335 Bilder vom Teppichboden, 125 von meinem Koffer und auf ein paar Fotos sind ziemlich interessante Selfie-Versuche verzeichnet.

Jedoch hab ich mit meiner Gastfamilie genauso Glück gehabt wie mit meinen Freunden. Meine Gasteltern stehen meiner Privatsphäre und Freizeit unglaublich respektvoll gegenüber und sehen mich als Erwachsene an. Curfew hab ich keine und im Grunde wird mir kaum etwas verboten. Das Motto ist "Keep the kids happy and safe". Was mir lediglich untersagt wird, ist es mein Handy zu benutzen während ich auf die Kinder aufpasse. Alles andere ergänzt sich durch Hausverstand und der viel zu großen Ehrfurcht, dass den Kindern etwas zustoßen könnte.

Recht gesprächig waren wir in der ersten Woche jedoch trotzdem nicht - ich schieb das mal auf die Eingewöhnungsphase. Schließlich gibt's ja noch weitere 50 Wochen in welchen wir uns unterhalten können.

Ich kann also sagen, dass es mir in meiner kleinen Stadt wirklich super gut geht. Und ich kann kaum erwarten mehr zu erleben.

Weiters gibt's hier in der Nähe alles was unter meinen American Dream fällt. Ein Maislabyrinth, Halloween Dekoration auf den Straßen, Footballspiele, Apple picking, der New Yorker Christbaum ist nur 3h entfernt und es gibt mehr Chocolate Chip Cookies als ich essen sollte.

 

Meine erste Woche zusammengefasst:

  • Ich hab mein Handy geschrottet

  • Ich bin auf dem Highway gefahren

  • Nachdem ich zirka 95 Chocolate Chip Cookies und 14 Packungen Oreo Kekse gegessen hab, sind die Freshman 15* ein Witz gegen meine gefühlten extra 8kg.

  • Daraufhin hab ich mich gleich mal im Fitnessstudio angemeldet

  • Ich hab Geburtstag gehabt

  • Außerdem hab ich meine Liebe zu Marshalls entdeckt + dort den coolsten Pyjama der Welt gekauft

  • Und herausgefunden, dass PVC Pharmacy mehr als eine Apotheke ist

  • Amerikaner lieben ihr Land und überall hängt einem die Flagge der USA entgegen.

  • Und es wird kalt!!!!! Der Winter soll mega mega schlimm werden!!!!

*Der Ausdruck "Freshman 15" ist ein in den Vereinigten Staaten häufig verwendeter Ausdruck, der sich auf eine Gewichtszunahme bezieht, die während des ersten Jahres in den USA erworben wird.
















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